Laborwerte als Gesundheitskompass

Was der Hausarzt bei der Gesundheitsuntersuchung aus Blutproben herauslesen kann

Auf die Gesundheitsuntersuchung  „Check-up 35“ haben Sie, wenn Sie gesetzlich versichert sind,  ab 35 Jahren alle drei Jahre Anspruch, es sei denn, Sie sind in das Hausarztprogramm Ihrer Krankenkasse eingeschrieben: Dann übernimmt die Krankenkasse alle zwei Jahre die Kosten für die Gesundheitsuntersuchung.

Immer gehört dazu eine Blutuntersuchung. Dafür wird Ihnen nüchtern etwas Blut abgenommen, um daraus zwei Werte zu bestimmen: Zum einen der Blutzucker. Ermittelt Ihr Hausarzt einen Wert über 100 Milligramm pro Zehntelliter (mg/dl), ist dies ein Hinweis auf eine Diabeteserkrankung, der er nachgehen wird.  Zum anderen wird das Gesamtcholesterin ermittelt, für das die Werte der Blutfette LDL und HDL zusammengenommen werden. Dieser Wert sollte unter 200 mg/dl liegen.

Allerdings ist dieser Wert nicht besonders aussagekräftig. Ein erhöhter Gesamtcholesterinwert kann zwar beispielsweise auf ein größeres Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen hinweisen, muss es aber nicht. Denn wichtig ist die Zusammensetzung der Blutfette. LDL-Cholesterin und Triglyceride, die ebenfalls zu den Blutfetten gehören, fördern Gefäßablagerungen und damit Gefäßverengungen (Arteriosklerose) und Herz-Kreislauferkrankungen, HDL-Cholesterin dagegen schützt die Gefäße. Ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen kann also auch bei einem Gesamtcholesterinwert im Normbereich vorliegen, wenn gleichzeitig der Anteil des LDL-Cholesterins oder der Triglyceride zu hoch ist. Umgekehrt muss ein höherer Gesamtcholesterinwert noch kein Anlass zur Sorge sein, wenn der Anteil des „guten“ HDL-Cholesterins hoch ist.

Die meisten Krankenkassen in Bayern bieten in ihrem Hausarztprogramm deshalb die Bestimmung weiterer Blutwerte an wie LDL-, HDL-Cholesterin und Triglyceride, aber auch Kreatinin und Harnsäure an. Mit gutem Grund: Die zusätzlichen Werte ermöglichen es Ihrem Hausarzt/Ihrer Hausärztin, sich ein genaueres Bild Ihres Gesundheitszustands und Ihrer gesundheitlichen Risiken zu machen und sind so eine sinnvolle und kostenlose Zusatzleistung, die Sie ansonsten aus eigener Tasche zahlen müssten.

Kreatin wird in der Leber und Niere hergestellt und dann in die Herz- und Muskelzellen transportiert, um dann als freies Kreatinin über die Nieren aus dem Blut gefiltert und mit dem Urin ausgeschieden zu werden. Ist die Nierenfunktion eingeschränkt, steigt der Kreatinin-Wert im Blut. Ein erhöhter Kreatinin-Wert kann also ein Warnzeichen für Nierenschwäche sein. Allerdings gibt es noch andere Faktoren, die den Kreatinin-Wert im Blut steigen lassen. Mögliche Auslöser können eine größere Anstrengung, beispielsweise extreme sportliche Betätigung am Vortag, oder die Einnahme bestimmter Medikamente z.B. Blutfettsenker, auch Statine genannt, sein.

Aus der Konzentration der Harnsäure im Blut kann Ihr Hausarzt/Ihre Hausärztin ebenfalls auf mögliche Erkrankungen schließen beziehungsweise vorbeugende Maßnahmen ergreifen. Ein erhöhter Wert führt zu Nierenerkrankungen wie beispielsweise Nierensteinen und Gelenksbeschwerden wie zum Beispiel Gicht.

Aufschluss über den Gesundheitszustand der Leber liefert die Bestimmung der so genannten Leberwerte. Dazu gehört das Enzym Gamma-Glutamyltransferase (Gamma GT). In Bayern bietet bislang nur die IKK Classic ihren HzV-Versicherten im Rahmen der Gesundheitsuntersuchung zusätzlich die Bestimmung des Gamma GT-Werts sowie des Hämoglobinspiegels an. Hämoglobin ist der rote Blutfarbstoff, der Sauerstoff im Blut bindet. Niedrige Hämoglobinwerte können auf Eisenmangel, Blutarmut, Darm- oder Nierenerkrankungen hindeuten, erhöhte Werte beispielsweise auf Flüssigkeitsmangel oder bestimmte Lungenerkrankungen.

Fazit: Das Hausarztprogramm bietet Ihnen ein dickes Plus bei der Prävention – mit erweiterten Vorsorgeuntersuchungen in kürzeren Intervallen. Das ist übrigens nicht der einzige Vorteil - fragen Sie Ihren Hausarzt/Ihre Hausärztin!